Im Mehrfamilienhaus eine Wärmepumpe nachrüsten – lohnt sich das?

Wärmepumpen gelten als nachhaltige Heiztechnik und werden daher sogar staatlich gefördert. Zur Erzeugung von Wärme nutzt eine Wärmepumpe beispielsweise Erdwärme oder die Wärme der Luft und wandeln diese in Heizenergie um. Bei Neubauten werden in der Regel schon bei der Planung effiziente Energie- und Heizkonzepte mitgedacht. Aber wie sieht es im Bestand aus? Lassen sich im Mehrfamilienhaus Wärmepumpen nachrüsten und ist das überhaupt sinnvoll? Gibt es Unterschiede beim Altbau und bei neueren Mehrfamilienhäusern? Und mit welchen Kosten müssen Eigentümer der Gebäude rechnen? Diese und weitere Fragen beantwortet unser Ratgeber-Artikel.


Wärmepumpe vor modernem Mehrfamilienhaus

Eine Wärmepumpe für das Mehrfamilienhaus im Bestand nachrüsten oder nicht?

In einem bestehenden Gebäude eine Wärmepumpe nachrüsten – eine gute Idee? Wenn eine alte mit Öl oder Gas betriebene Heizanlage besteht, kann es sich langfristig lohnen, eine Wärmepumpe für das Mehrfamilienhaus nachzurüsten. Eine Wärmepumpe gilt als klimafreundliche Heizung und ist gerade in Hinblick auf steigenden Anforderungen an Klimaschutz und Energieeffizienz auch im Bestand eine Überlegung wert. Mit den richtigen Voraussetzungen lässt sich eine Wärmepumpe sehr effizient betreiben – die laufenden Kosten sind dann geringer als für eine klassische Öl- oder Gas-Heizungsanlage.

Langfristig wird wahrscheinlich kein Weg daran vorbeiführen, auf erneuerbare Energien für die Erzeugung von Wärme und Strom umzusteigen. Daher lohnt es sich für Gebäudeeigentümer schon jetzt, sich über die Umsetzung Gedanken zu machen. Wenn beispielsweise ohnehin die Heizungsanlage getauscht werden soll oder größere energetische Sanierungen anstehen, können sie im Zuge dessen eine Wärmepumpe für das Mehrfamilienhaus nachrüsten.

Ein zusätzlicher Faktor neben der angestrebten Klimaneutralität sind die schwankenden bzw. steigenden Kosten für Heizungen, die mit fossilen Energieträgern betrieben werden. Die Brennstoffkosten steigen genau wie die CO2-Steuer, die auf diese Brennstoffe erhoben wird. Im Mehrfamilienhaus kann eine Wärmepumpe idealerweise in Kombination mit einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach betrieben werden, um unabhängiger vom Energiemarkt zu werden und die Wärmepumpe mit kostengünstig selbst-produziertem Strom zu versorgen.

rot und weiße Mahrfamilienhäuser hinter grünen Büschen

Kann eine Wärmepumpe sowohl in neueren Immobilien als auch im Altbau effizient betrieben werden?

Die kurze Antwort ist: Ja. Aber es muss differenziert werden, welche Voraussetzungen vorhanden sind, bevor Sie eine Wärmepumpe einbauen lassen.

Mehrfamilienhäuser, die nach 1949 errichtet wurden, gelten in der Regel als Neubauten bzw. Bestandsimmobilien. In diesen jüngeren Gebäuden ist oft eine moderne Ausstattung vorhanden und die Energiebilanz ist durch gute Dämmung und moderne Baumaterialien meist besser als im Altbau. Die Elektrik entspricht oft moderneren Standards und in einigen Fällen gibt es bereits eine Fußbodenheizung, mit der eine Wärmepumpe im Mehrfamilienhaus besonders effizient betrieben werden kann. Die Installation einer Wärmepumpe lässt sich meist ohne große Sanierungsmaßnahmen oder weitreichende Anpassungen umsetzen. Allerdings gibt es auch Bestandsimmobilien, bei denen zunächst umfassende Anpassungen an den bestehenden Heizanlagen und der Elektrik vorgenommen werden müssen, bevor eine Wärmepumpe angeschlossen werden kann.

Mehrfamilienhäuser, die vor 1949 errichtet wurden, gelten als Altbau. Diese Häuser zeichnen sich oftmals durch veraltete bauliche Standards und eine schlechtere Energiebilanz aus – insofern sie nicht bereits umfassend energetisch saniert wurden. In vielen Fällen benötigen die elektrischen Leitungen eine Modernisierung und Erweiterung, denn die Elektrik im Altbau ist für neue große Verbraucher wie eine Wärmepumpe meist nicht ausgelegt. Hinzu kommt, dass im Altbau nur selten großflächige Heizsysteme wie eine Fußbodenheizung verlegt sind. Stattdessen werden die Wohnungen mit klein dimensionierten Heizkörpern geheizt, die eine hohe Vorlauftemperatur benötigen, bei denen Wärmepumpen weniger effizient sind und mehr Strom verbrauchen. Um im Altbau eine Wärmepumpe effizient betreiben zu können, sind daher oft umfassendere Anpassungen in Hinblick auf Dämmung, Heizsystem und Elektrik notwendig.

Gebäudeeigentümer sollten frühzeitig einen Energieberater sowie einen erfahrenen Elektriker hinzuziehen, um die Voraussetzungen für eine Wärmepumpe in Ihrem Mehrfamilienhaus zu klären und notwendige Anpassungen zu identifizieren.


Welche Art der Wärmepumpe ist geeignet für Mehrfamilienhäuser?

Es gibt verschiedene Arten von Wärmepumpen, die unterschiedliche Wirkweisen besitzen und für unterschiedliche Einsatzarten geeignet sind. In Mehrfamilienhäusern kommen meistens Luft-Wasser-Wärmepumpen oder Erdwärmepumpen zum Einsatz. Aber eine Hochtemperatur-Wärmepumpe kann in bestimmten Fällen die ideale Wahl sein.

  • Erdwärmepumpen werden manchmal auch als „Sole-Wasser-Wärmepumpen“ bezeichnet. Sie nutzen die relativ konstante Wärme des Erdreichs. Diese gewinnen sie über Erdkollektoren oder Erdsonden. Erdwärmepumpen sind in der Anschaffung teurer, da für sie Erdbohrungen vorgenommen werden müssen. Vorab ist dafür eine behördliche Genehmigung erforderlich – außerdem muss im Außenbereich des Mehrfamilienhauses für die Erdwärmepumpe und die Bohrung ausreichend Fläche zur Verfügung stehen. Langfristig zahlt sich die höhere Anfangsinvestition aber auch, da Erdwärmepumpen über das ganze Jahr eine konstante Wärmeleistung erbringen und vergleichsweise niedrige Betriebskosten verursachen.

  • Aktuell sind Luft-Wasser-Wärmepumpen die beliebteste Wahl – auch für Mehrfamilienhäuser. Sie wandeln Wärme-Energie aus der Außenluft in Heiz-Energie für das Gebäude um. In der Anschaffung ist eine Luft-Wasser-Wärmepumpe etwa um die Hälfte günstiger als eine Erdwärmepumpe, da die Installation deutlich einfacher erfolgen kann. Obwohl diese Art der Wärmepumpe bereits hocheffizient arbeitet, schwankt ihre Effizienz je nach Außentemperatur. Bei sehr kaltem Wetter benötigt sie mehr Strom – heizt aber selbst bei Minusgraden noch sehr effektiv.

  • Besonders im Altbau und wenn Flächenheizungen wie Fußbodenheizungen nicht zur Verfügung stehen, kann eine Hochtemperatur-Wärmepumpe eine gute Wahl sein. Besonders alte Heizkörper benötigen eine Vorlauftemperatur von etwa 65°C, bei der Standardwärmepumpen nicht mehr effizient betrieben werden können. Hochtemperatur-Wärmepumpen können dauerhaft Temperaturen von 80°C und mehr erreichen. Dadurch können mit ihnen auch klein dimensionierte Heizkörper versorgt werden. So können auch Altbauten, unsanierte Mehrfamilienhäuser, Industriegebäude und weitere Gebäude umweltfreundlich beheizt werden – ohne umfassende Fräs-, Schlitz- oder Sanierungsmaßnahmen.

Übrigens: Für größere Mehrfamilienhäuser reicht oft eine einzelne Wärmepumpe nicht aus – etwa durch mehrere verschiedenartige Wohneinheiten, größere Wohnflächen und mehr gleichzeitige Wärmeabnahme. In solchen Fällen werden mehrere Geräte in einer sogenannten Kaskadenschaltung miteinander verbunden. Dabei arbeiten mehrere Wärmepumpen abgestuft oder parallel und decken gemeinsam den Gesamtbedarf ab. So lassen sich auch hohe Heizlasten zuverlässig abdecken – mit dem Vorteil, dass die Leistung flexibel gesteuert und dem tatsächlichen Bedarf angepasst werden kann.


Kosten für eine Luft-Wasser-, Erdwärme- oder Hochtemperatur-Wärmepumpe im Mehrfamilienhaus

Die Kosten für eine Wärmepumpe im Mehrfamilienhaus hängen von verschiedenen Faktoren ab – unter anderem von der Gebäudegröße, der Anzahl der Wohneinheiten, der Art der Wärmepumpe sowie dem Zustand der bestehenden Heizungs- und Elektroinfrastruktur. Grundsätzlich liegen die Investitionskosten höher als bei einer Gasheizung – amortisieren sich aber durch niedrigere Betriebskosten und attraktive staatliche Förderungen.

Am günstigsten sind in der Regel die Kosten für Luft-Wasser-Wärmepumpen, da ihre Installation weniger aufwendig ist. Für ein kleines bis mittleres Haus beginnen die Kosten (inklusive Installation) meist bei rund 30.000 bis 50.000 Euro – je nach Leistungsbedarf und Anzahl der Heizkreise. Bei größeren Wohnanlagen oder bei einer Kaskadenschaltung mehrerer Geräte können die Investitionskosten entsprechend steigen.

Deutlich höher fallen die Kosten für eine Erdwärmepumpe im Mehrfamilienhaus aus. Hier müssen Gebäudebesitzer mit 50.000 bis 100.000 Euro oder mehr rechnen – abhängig vom Bohraufwand, der Bodenbeschaffenheit und den behördlichen Genehmigungen. Dafür überzeugt diese Lösung mit einer besonders hohen Effizienz und dauerhaft niedrigen Betriebskosten, da die Erdwärme ganzjährig relativ konstant verfügbar ist.

Hochtemperatur-Wärmepumpen sind in der Anschaffung meist etwas teurer als Standard-Modelle, da sie technisch aufwendiger sind. Für ein Mehrfamilienhaus sollten je nach Auslegung Kosten zwischen 40.000 und 80.000 Euro eingeplant werden. Dafür ermöglichen sie den Betrieb bestehender Heizkörper ohne umfangreiche Umbauten am Heizsystem – insbesondere im Altbau ein großer Vorteil.

Zu den reinen Gerätekosten kommen in beiden Fällen oft noch Aufwände für zusätzliche Umbauten – zum Beispiel an der Heizungs- oder Elektroanlage. Auch Planung, Genehmigung und Fördermittelbeantragung sollten einkalkuliert werden.

Tipp: Lassen Sie sich von einem Energieberater begleiten und prüfen Sie die aktuellen Fördermöglichkeiten (z. B. durch das BAFA oder die KfW). So können die Gesamtkosten erheblich reduziert werden.


Warum ist ein Elektriker unbedingt notwendig?

Wärmepumpen sind starke Stromverbraucher – ähnlich wie Wallboxen zum Laden von E-Autos oder Klimageräte. Das bedeutet, dass sie in kurzer Zeit eine große Menge an Strom benötigen. Deshalb gelten sie als steuerbare Verbrauchseinrichtungen gemäß §14a EnWG und müssen vom Netzbetreiber geregelt werden können. Die elektrische Anbindung ist dabei deutlich komplexer als bei konventionellen Heizsystemen – erst recht in Mehrfamilienhäusern, bei Kaskadenschaltungen oder in Kombination mit PV-Anlagen.

Ein erfahrener Elektriker übernimmt alle notwendigen Anschlussarbeiten, darunter:

  • Spannungsversorgung für Innen- und Außengerät

  • Anschluss der elektrischen Zusatzheizung

  • Kommunikationsleitung zwischen den Geräten

  • Steuerleitung für die §14a-konforme Regelung

  • ggf. Netzwerkleitung für Smart-Home oder Energiemanagement

In Altbauten muss oft die bestehende Elektrik saniert werden, da sie nicht auf den Anschluss solch großer Stromabnehmer ausgelegt ist. Je nach Zustand müssen neue Leitungen verlegt, Zählerschränke erweitert oder sogar vollständig ersetzt werden, damit die Wärmepumpe sicher betrieben werden kann. Da die Wärmepumpe als steuerbare Verbrauchseinrichtung betrieben werden muss und einen höheren Strombedarf als Öl- oder Gasheizungen besitzt, können umfangreiche Anpassungen am Zählerschrank und an der Hausanschlussleistung nötig sein – zum Beispiel:

  • Nachrüstung eines Netzfreischaltpakets

  • zusätzlicher Zählerplatz oder Zählerschrank-Erweiterung

  • neue Erdung oder sogar Versetzung der Zähleranlage laut TAB

  • Prüfung der Hausanschlussleistung und ggf. deren Erhöhung

Wer die Wärmepumpe mit einer PV-Anlage koppeln möchte oder von günstigen Stromtarifen profitieren will, muss auch über das passende Zählerkonzept nachdenken. Möglich sind z. B.:

  • Haushaltsstrom und Wärmepumpe auf einem Zähler

  • Getrennte Zähler mit eigener Tarifstruktur (z. B. um günstige Wärmepumpentarife nutzen oder den Eigenverbrauch der PV-Anlage gezielt zu optimieren)


Wichtig: Vor der Inbetriebnahme muss die Wärmepumpe durch einen eingetragenen Installateur beim Netzbetreiber angemeldet werden. Als Elektrotechnik-Meisterbetrieb in der Region Kissing, Augsburg und München unterstützen wir Sie gern bei der Planung, Überprüfung und Anpassung Ihrer elektrischen Anlagen.


Groß & Pichler: Ihr Spezialist für den Anschluss von Wärmepumpen in der Region Kissing – Augsburg – München

Groß & Pichler ist Ihr erfahrener Elektriker in der Region Kissing, Augsburg, Aichach-Friedberg und München. Als Meisterbetrieb verfügen wir über ein breites und aktuelles Fachwissen sowie jahrelange Erfahrung in der elektrischen Installation von Wärmepumpen, PV-Anlagen, Wallboxen und weiteren Geräten. Wir unterstützen Sie gern bei der Planung und Installation einer Wärmepumpe in Ihrem Mehrfamilienhaus. Nutzen Sie vorab unsere Experten-Beratung zu den erforderlichen Arbeiten im Bereich Elektrik! Gerne prüfen wir Ihre Voraussetzungen vor Ort und setzen alle erforderlichen Maßnahmen fachgerecht, zügig und kosteneffizient um. Suchen Sie außerdem einen Elektriker für die Installation Ihrer Photovoltaik-Anlage oder wünschen Sie eine Beratung zu weiteren Themen der Elektrotechnik? Sprechen Sie uns gern an!

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Wann es sich lohnt, im Altbau eine Wärmepumpe nachzurüsten